Du betrachtest gerade Dettenheimer Anzeiger, 19.02.2021

Es war einmal ein Lockdown

Im Frühjahr 2020 brechen komische Zeiten für uns, wie auch für alle anderen Vereine mit Freizeitgestaltungen an… wir dürfen auf einmal nicht mehr proben, wir dürfen uns nicht mehr treffen. Am Anfang ist es seltsam, dass wir an einem Freitagabend zu Hause sind, weil keine Musikprobe ist. Nicht, dass wir nicht proben wollen und nicht, dass wir uns darüber nicht auch mal freuen. Über die Frühjahrszeit werden Lockdown-„Konzerte“ von Balkonen und Vorgärten gespielt. Dann kommen Lockerungen und der Sommer und wir freuen uns, wieder eine Beschäftigung freitagabends zu haben. Dann wieder der Lockdown, wieder keine Probe.

Nun kristallisieren sich ungewöhnliche Dinge heraus. So ab und zu schleicht man um sein Instrument und denkt… hm, wenn doch wieder Probe wäre. Nach 1-2 Wochen schaut man sogar mal in den Koffer hinein, ob noch alles ok ist. Und dann kommt etwas, von dem so mancher Dirigent während normalen Zeiten träumt: Musiker packen freiwillig ihre Instrumente außerhalb des freitäglichen Probezeitraums aus, testen die eine oder andere Klappe oder Ventil und denken über eine Übungseinheit nach. Und dann ist es so weit: es wird geübt! Hier und da erzählt man sich von regelmäßigem Üben, ab und an noch verhalten, nur ab und zu.

Was den Musikern des MVL passiert ist, ging auch der Verwaltung so. Zuerst herrschte Schockstarre, weil man nichts darf. Dann kommt die Zeit, wo man darüber nachdenkt, wie es war, als wir regelmäßige Sitzungen hatten. Auch hier kommt langsam Bewegung rein, langsam erwachte die Überlegung, wir müssten doch mal wieder miteinander sprechen – nur wie? Und dann hält auf einmal die neue Virtualität im Musikverein Einzug. Es wird wieder überlegt, wie und wo man etwas Kontakt haben kann oder wie wir Sitzungen abhalten. Wir testen und üben und sind kreativ… und nun ist es auch bei uns völlig normal, dass wir uns zu Besprechungen in ein Video-Chat-Meetingtool einwählen, dass wir kleinere Infos über WhatsApp-Chats klären und dass wir uns auch an online-Challenges (wir berichteten bereits) oder online-Spieleabende trauen.

Es ist noch nicht bei jedem ganz in Fleisch und Blut übergegangen und es ist auch wirklich etwas anderes als vorher. Aber es ist eine Möglichkeit, nicht ganz alles aus dem Blick zu verlieren und uns nicht zu vergessen.